Hoppla, da hat etwas nicht geklappt

Die Buchstaben beginnen vor meinen tränenden Augen zu verschwimmen. Seit dem frühen Morgen versuche ich praktisch ununterbrochen, mich beim Portal der KfW einzuloggen. Einer von vielen, der die staatlichen Zuschüsse abrufen will, bevor die Photovoltaik-Anlage installiert und das neue E-Auto an die Wallbox gehängt wird. Wenn die neue Technik genauso gut funktioniert wie die IT der Bundesbehörde, dann viel Spaß! Gefühlt tausend Mal habe ich meine Daten eingetippt, gefühlt tausend Mal ist ein Fenster aufgeploppt: “Hoppla, da hat etwas nicht geklappt!” Der lockere Spruch löst bei mir inzwischen eine allergische Reaktion aus. Was für eine bodenlose Untertreibung – gar nix klappt bei denen!

Inzwischen ist die Information nachgeschoben worden, dass die Zuschüsse begrenzt sind und voraussichtlich nicht alle zum Zuge kommen werden – das verbessert meine Laune nicht. Im Zug, in jeder Pause, beim Mittagessen und auf der Heimfahrt habe ich die Tastatur traktiert. Am Nachmittag habe ich es bereits geschafft, mich anzumelden. Aber wenn ich dann einen Schritt weiter gehe, präsentiert mir das System nach minutenlangem Arbeiten wieder die Eingabemaske zur Anmeldung. Dann – inzwischen ist es Abend geworden – bin ich plötzlich bis zum eigentlichen Antrag vorgedrungen. Im nächsten Schritt muss ich mich dann … anmelden! Meine erwartungsvolle Miene verzerrt sich zur Grimasse. Ich tu’s und kann nun zum ersten Mal die Daten unseres Projekts eingeben. Daraus errechnet das Programm dann den staatlichen Zuschuss. “Hoppla, …” Die beste Ehefrau von allen kann mich gerade noch davon abhalten, den Laptop gegen die Wand zu werfen. Wenn es sich um eine komplizierte Rechnung handelte, hätte ich dafür ja noch Verständnis, aber den Zuschuss kann ich im Kopf ausrechnen. Nach einem langen Tag schwindet meine Lust, die letzten Minuten im unsäglichen KfW-Portal zu verbringen. Noch ein Anlauf … plötzlich erscheint auf dem Bildschirm unser Zuschuss. Ich stöhne vor Erleichterung. Den nächsten Schritt, alle eingegebenen Daten zu kontrollieren, absolviere ich wie im Traum. Dann der letzte und alles entscheidende Schritt: Meine wunden Finger klicken auf das Feld “Antrag abschicken”. “Hoppla …” Ich schwanke zwischen einem Anruf bei der Telefonseelsorge und einem Mordaufruf am Bundesverkehrsminister. Zwanzig  Versuche später gebe ich entnervt auf und sinke ins Bett.  Es ist immer bitter zu scheitern, aber um so mehr, wenn das Ziel zum Greifen nahe ist. Aber morgen ist auch noch ein Tag.

Nach einer kurzen Nacht fahre ich schlaftrunken den Laptop hoch. Träume ich?! “Bitte stellen Sie keine Anträge mehr, die Fördermittel sind bereits aufgebraucht!” Zum Glück muss ich zur Arbeit, sonst würde ich mir jetzt aus dem Internet eine Anleitung zum Bombenbauen herunterladen … Klappt eigentlich irgendetwas noch auf Anhieb in diesem Land?!

Ich bin auf der Heimfahrt, da zeigt mein Handy eine Mail der KfW an. Sie informiert mich über das, was ich bereits weiß: Es gab einen solchen Ansturm auf das Förderprojekt, dass nicht alle zum Zuge kommen konnten. Aber 2024 gibt es ja nochmal die Möglichkeit, sich zu bewerben. Na toll!

Kurz vor dem Aussteigen eine neue Mail. Ich will sie schon löschen, öffne sie dann aber doch: “Guten Tag, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem erfolgreichen Zuschussantrag!”