Im Abseits

„Diese Mannschaft ist wirklich großartig. Stellt euch kurz vor, da wären nur weiße deutsche Spieler.“

Katrin Göring-Eckardt hat es ja gut gemeint mit ihrem Tweet, aber de facto hat sie sich damit ins Abseits manövriert. Statt diese neue Selbstverständlichkeit einfach selbstverständlich sein zu lassen, problematisiert sie die Diversität durch ihre Äußerung. Nun kann man einwenden: das muss sie, wenn sie mit denen ins Gespräch kommen will, die es nicht selbstverständlich finden, dass in der deutschen Nationalelf zwei Schwarze mitspielen und der Kapitän türkischen Hintergrund hat. Dies allein rechtfertigt auch nicht die vernichtende Kritik, die ihr Tweet erfahren hat. Denn ganz so selbstverständlich ist die neue Selbstverständlichkeit dann eben doch (noch) nicht. Es gibt Menschen, die auch nach 1945 noch in einem ganz anderen Deutschland aufgewachsen sind und die in ihrem Leben – nicht nur in dieser Hinsicht – weit mehr Veränderungen erlebt haben als die meisten Generationen vor ihnen. 

Für problematisch halte ich jedoch den Subtext ihrer Äußerung, der lautet: Eine diverse Mannschaft ist besser als eine rein weiße. Und das ist dieser umgekehrte Rassismus, der bei den Grünen vielfach zu finden ist: die übertriebene Liebe zum (ursprünglich) Fremden (Philoxenie). Psychologisch lässt sich diese Haltung plausibel erklären als kompensatorische Gegenbewegung zum deutschen Nationalismus und Rassismus der Kaiser- und Nazizeit. Wurde damals das Fremde abgelehnt und gehasst und galt nur das Eigene, wird es nun liebend umfangen und idealisiert und das Eigene abgewertet.

Damit nun Menschen überzeugen zu wollen, die mit dem neuen Deutschland (noch) ihre Probleme haben, ist freilich reichlich absurd. Lass es doch einfach, möchte man an dieser Stelle  Göring-Eckardt zurufen, und bleib bei dem, worum es eigentlich ging: Fußball. Leistung. Teamfähigkeit. 

P.S. Meine Schüler (8. Klasse Gymnasium) verstanden den Tweet übrigens mehrheitlich (klassisch) rassistisch: “Stellt euch kurz vor, da wären nur weiße deutsche Spieler” – die hätten noch besser gespielt! Merke: Kurznachrichten werden durchaus nicht von allen verstanden…