Vor etwa 1200 Jahren, im 9. Jahrhundert, hat er gelebt: Otfried von Weißenburg (heute Wissembourg). Das Hauptwerk des Mönchs und Gelehrten aus karolingischer Zeit: eine Synthese der vier biblischen Evangelien (sogen. Evangelienharmonie). Tatian, ein syrischer Christ, hatte bereits im 2. Jahrhundert die kanonischen Evangelien zusammengefasst. Otfried tat es ihm nach, in pädagogischer Absicht und deshalb in der damaligen Volkssprache, im südrheinfränkischen Dialekt. In mehr als 7000 Zeilen auf Pergament erzählt er die Geschichte Jesu in Endreimen nach – Germanisten bezeichnen ihn als den Vater dieser bis heute beherrschenden Versform. Vier zeitgenössische Handschriften seines Werks sind heute noch erhalten – eine davon möglicherweise mit Kommentaren von seiner eigenen Hand.
Was wird von unserer Zeit in 1200 Jahren noch erhalten sein? Bücher? Gedanken in Clouds? Neue virtuelle Welten, in denen Wissen kommuniziert wird ist?
Oder werden die Zeugen der Vergangenheit anders aussehen? Der Plastikmüll in den Meeren? Strahlende Abfälle im Boden? Gähnende Kavernen im Globus, so groß wie Länder, die einst mit Erdöl gefüllt waren?