Der Preis der Gerechtigkeit: 25,90 EUR

An anderer Stelle habe ich über eine spezielle Erfahrung mit der Deutschen Bahn in diesem Frühjahr berichtet, etwas später über die weitere Entwicklung in diesem Fall. Auf dem Rückweg von der Arbeit war wegen einer Baustelle Schienenersatzverkehr eingerichtet. Der Bus blieb dann allerdings liegen, woraufhin ich für mehrere Mitreisende ein Taxi organisierte und auch bezahlte. Die Rechnung stellte ich optimistisch der Bahn in Rechnung.

Kurz darauf bekam ich die schriftliche Aufforderung, ich möge meine geplante Verbindung nach Amsterdam mitteilen. Amsterdam? In der Taxi-Gruppe waren auch zwei Niederländerinnen gewesen, die dringend die letzte Verbindung des Tages nach Amsterdam erreichen mussten. Ich teilte dem Servicecenter Fahrgastrechte schriftlich mit, es handle sich um ein Missverständnis. Vier Wochen später erhielt ich exakt den gleichen Brief noch einmal. Ok, auf diesem Weg würde das nichts werden. Ich griff zum Telefon. Nach etwa zwanzig Minuten hatte eine freundliche, ältere Mitarbeiterin die Komplexität des Falles begriffen (ich habe als Inhaber eines 49-EURO-Tickets keinen Anspruch auf Entschädigung) und mir am Ende zugesichert: „Das geht klar. Sie bekommen Ihre Entschädigung.“ Anfang Juli meldete sich das Servicecenter, um mir mitzuteilen, die Bearbeitung der Fälle verzögere sich derzeit aufgrund eines Hochwassers und „einer angespannten Betriebsqualität“ (was immer das heißen soll). Eine Woche später lag das nächste Schreiben im Briefkasten, das meine Ansprüche fein säuberlich tabellarisch auflistete und saldierte: 0,00 Euro. An dieser Stelle war ich fast soweit aufzugeben. Allein mein Gerechtigkeitsempfinden trieb mich zu einem letzten Versuch. Ich schrieb, es war inzwischen der 3. September, ans Servicecenter: „Ich weiß nicht, ob eine KI diese Fälle bearbeitet, die abseits der gängigen Parameter blind ist, oder ob Ihre Mitarbeiter nicht in der Lage oder befugt sind, auf einen Fall einzugehen, der abseits der üblichen Systematik liegt. In jedem Fall einmal mehr eine traurige, enttäuschende und zutiefst frustrierende Erfahrung mit der DB.“ etc.
Am 29. Oktober, acht Monate nach dem Vorfall, ging ein Schreiben des Servicecenters Fahrgastrechte bei mir ein: Wieder dieselbe Tabelle, aber diesmal stand im Saldo unter „Entschädigung“: 25,90 EUR. Die Bahn hatte mir exakt den Betrag erstattet, den ich für die Taxifahrt von sieben Personen verauslagt hatte.

Nein, ich werde jetzt nicht anfangen zu rechnen. Mein Stundenlohn abzüglich des Portos für drei Briefe wäre lächerlich. Aber es ist ein gutes Gefühl, am Ende gesiegt zu haben. Oder sagen wir besser: zu erleben, dass die Gerechtigkeit siegt. Wäre sie nur immer für 25,90 EUR zu haben …