Ein Jahr Krieg

Seit einem Jahr Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Einer unter vielen auf der Erde, doch er betrifft uns in Deutschland emotional aus verschiedenen Gründen ungleich stärker als z.B. der syrische Bürgerkrieg. Er ist nah und er birgt von Anfang an die Gefahr einer atomaren Eskalation.

Ich gehöre zu denen, die von Beginn an für einen anderen Weg plädiert haben und immer noch plädieren. „Von Beginn an“ meint nicht 2022, sondern schon die beiden Jahrzehnte zuvor. Ja, ich bin immer noch überzeugt, dass die ungebremste NATO-Erweiterung nach Osten, die der Westen immer so gern mit dem dringenden Wunsch demokratisch legitimierter Staaten des ehem. Warschauer Pakts begründet, psychologisch und geostrategisch unverzeihlich dumm und verantwortungslos war. Ich glaube auch nicht an die Mär der guten Ukrainer und der bösen Russen. Auf beiden Seiten sind Nationalisten unterwegs, die Menschen in den Tod schicken, um fragwürdigen Ideologien zum Sieg zu verhelfen.

Dass ich im Zweifelsfall lieber in den USA leben würde als in Russland, bedeutet noch lange nicht, dass ich der amerikanischen Regierung alles glaube. Olaf Scholz hingegen halte ich für persönlich integer: Was er allerdings machen will, wenn der Ukraine die Soldaten ausgehen, würde ich schon gerne wissen. Lassen wir die verbliebenen Leopard-2-Panzer dann einfach durch eine Spedition abholen? Oder schicken wir deutsche Soldaten, die dann gegen russische kämpfen? Nein, gewiss, wir sind nicht im Krieg mit Russland. Ich gestehe, dass mir diese Logik nicht einleuchtet, auch wenn ich die deeskalierende Botschaft dahinter verstehe.