„Trainwreck Poop Cruise“, so heißt eine Doku, die seit einigen Wochen von Netflix gehostet wird. In einer knappen Stunde wird v.a. durch Augenzeugenberichte die Havarie eines Kreuzfahrtschiffs nacherzählt, dessen dreitägige Karibik-Kurztour zum Desaster geriet. Ich verrate nicht, warum und was die Auswirkungen für die Urlauber waren. Jedenfalls treiben sie mehrere Tage auf See, bis sie in den sicheren Hafen zurückgeschleppt werden. Während dieser Zeit fährt einmal ein anderes Kreuzfahrtschiff ganz dicht an ihnen vorbei. Ungläubig und entrüstet berichten drei US-Amerikanerinnen von den Reaktionen der Menschen auf dem anderen Schiff: “They were just taking pictures of us like we’re the freak show [Kuriositätenkabinett] in the middle of the ocean.” “And they are partying. They don’t stop dancing. They’re doing the YMCA [Lied] and I’m over here popping Imodium [und ich werfe Imodium – ein Durchfall-Präparat – ein].” “We’re like a scenic detour [malerischer Abstecher] on their cruise.”
Bläst man das Ganze ein wenig auf, könnte man sich auch vorstellen, wir Bewohner der westlichen, reichen Länder seien die Leute auf dem vorüberfahrenden Kreuzfahrtschiff, die Menschen der armen Länder die Havaristen. Wir sehen sogar täglich – durch das Fenster der Medien -, wie es dort zugeht. Malerisch oder idyllisch kommt es uns gewiss nicht vor, aber wir fahren daran vorbei, ohne dass dem Sehen ein Handeln folgte. Wir können ja sowieso nichts tun.