Auf der Internetseite einer Stadt entdecke ich verschiedene Rubriken. Corona natürlich, ganz oben momentan. Wohnungsbau. Luftqualitätsuntersuchungen. Und Bombenentschärfung. Bombenentschärfung?!
Im Rahmen eines neuen Bauprojekts, so heißt es dann, ergaben sich bei Probebohrungen Verdachtsmomente, dass im Boden noch Fliegerbomben aus dem 2. Weltkrieg liegen. Die Piloten, die damals ihre tödliche Last abwarfen, sind bis auf eine Handvoll inzwischen selbst tot, ihre Maschinen längst verschrottet. Aber die Bomben können immer noch hochgehen.
Der Krieg war vor 76 Jahren zu Ende. Aber mit den Nachwirkungen müssen wir bis heute leben: Bomben, die immer noch Menschen töten können. Verletzungen, die immer noch weh tun: Alte Männer, die mit Tränen in den Augen erzählen, dass sie niemals ihren Vater gesehen haben. Söhne und Töchter, die von ihren Eltern nie erfuhren, was sie damals (nicht) getan haben.
Mit welchen Langzeitwirkungen, die wir zu verantworten haben, werden künftige Generationen leben müssen? Allein das, was wir im Boden zurücklassen, wird die Menschen durch seine Strahlung nicht Jahrzehnte, sondern Jahrhunderte beschäftigen. Aber auch das, was wir aus dem Boden geholt haben und was nun fehlt, weil wir es allzu großzügig für uns selbst verbraucht haben. Welche Rubriken auf künftigen Internetseiten (falls es sie bis dahin noch gibt), werden den Lasten geschuldet sein, die wir dieser Welt hinterlassen?
Für die Bombenentschärfung im Neubaugebiet wurden vorübergehend 1300 Menschen evakuiert, dann war gut. So einfach werden die künftigen Bomben nicht zu entschärfen sein.