Telefonieren im Zug

Es nervt mich, wenn Leute im Zug telefonieren – am besten noch in der Ruhezone. Viele reden da noch lauter als sonst. Nur neulich habe ich es bedauert, dass ich nicht zuhören konnte. Eine Frau ein paar Reihen vor mir fing an, auf Italienisch zu telefonieren. Ich liebe Italienisch. Leider war sie so höflich, sich in den Raum zwischen den Waggons zu begeben, und ich hörte nur noch ihre Stimme Achterbahn fahren.

Gestern im Zug blieb es lange ruhig. Dann klingelt direkt in der Reihe vor mir ein Handy. Gesprächsfetzen vom anderen Ende der Leitung. Ich ärgere mich, dass ich von meinem Buch weggeholt werde. Eine jüngere Stimme erzählt aufgeregt. Ich verstehe „Arzt“ und „Gespräch“. Jetzt werde ich neugierig, drehe den Kopf, um besser zu hören: „wollen jetzt auf palliativ umstellen“. Ich bin plötzlich hellwach. Ist das die Tochter, die da mit der Mutter telefoniert? Auf einmal bricht die Stimme am anderen Ende … schluchzt … Vor dem Fenster fliegen Felder mit grüner Wintergerste vorbei. Dann die Stimme vor mir, gedämpft, fast sachlich, klar: „Wir müssen Papa jetzt gehen lassen.“