Am Bahnhof lief ich zwei Uniformierten in die Arme. “Papiere, bitte!”, sagte der eine. Während er meinen Ausweis musterte, hielt mich der andere mit seinem Blick fest. Der erste gab mir die Dokumente zurück. “Öffnen Sie bitte Ihren Rucksack!” Ich war noch nie kontrolliert geschweige denn durchsucht worden. “Was ist los?”, sagte ich. “Gab’s einen Anschlag?” Er tat, als habe er nichts gehört. Ich händigte ihm meinen Rucksack aus. Der eine hielt ihn fest, der andere durchkramte ihn und zog aus dem Hauptfach mehrere bedruckte Blätter hervor. Die Uniformierten nickten einander zu, dann verschwand einer von ihnen mit den Blättern. Nach wenigen Minuten kam er mit einem dritten Uniformierten zurück. “Ist das Ihr Rucksack?” Ich nickte. “Sie sind festgenommen.” Und ehe ich den Sinn seiner Worte noch fassen konnte, schlossen sich Handschellen um meine Gelenke. Vor dem Bahnhof wartete ein Streifenwagen und brachte mich ins Untersuchungsgefängnis.
Am nächsten Morgen wurde mir die Anklage vorgelesen: “Aufruf zu terroristischen Aktionen gegen die Staatsgewalt”. “Wie kommen Sie darauf?”, sagte ich fassungslos. Wortlos wurde ein Blatt über den Tisch geschoben. “Gehört das Ihnen?” Nach einem kurzen Blick darauf bejahte ich. “Dann lesen Sie selbst!”
Ich las: “Er stößt die Gewaltigen vom Thron … und lässt die Reichen leer ausgehen … Er übt Gewalt mit seinem Arm …“ “Aber das steht doch in der …” „Sie haben das Recht, sich einen Anwalt zu nehmen“, wurde ich jäh unterbrochen. Ein Justizbeamter führte mich in meine Zelle zurück. Jetzt warte ich auf meinen Prozess.