Ich liege schläfrig auf der Couch. Alles Mögliche geht mir durch den Kopf. Noch schön geordnet, in den mehr oder weniger gesicherten Gleisen meines Denkens. Und dann kommt mir auf einmal ein Gedanke dazwischen, der – wie soll ich sagen? – nicht mehr ganz stimmt, obwohl er sich andererseits im Moment schlüssig anfühlt, ein Gedanke, der gleichzeitig aber irgendwie surreal ist und meinen Gedankenzug aus den Gleisen hebt. Und ich sehe mir selber beim Denken zu und merke, dieser Gedanke passt mit dem Vorherigen nicht mehr zusammen, es ist so, als würde ich plötzlich den Boden unter den Füßen verlieren und einen Schritt in die Luft machen, wo ganz neue Gesetzmäßigkeiten gelten. Interessanterweise realisiere ich selbst noch, dass sich mein Bewusstsein an der Schwelle zu einem anderen Modus befindet und im Begriff ist, in eine Welt ganz eigener Plausibilitäten einzutreten. Ja, das Schöne ist: Ich kann meinen Gehirnzügen beim Entgleisen zusehen: wie sie aus den Schienen springen und sich neue Wege suchen.
Nur wenige Sekunden geht das. Ich bin gerade dabei, einzuschlafen, und ob die ganze Welt nun auf einmal blau ist, kann mir egal sein, denn ich weiß, dass sie es nicht wirklich ist, aber es fühlt sich so leicht an, den mühevollen Gang gegen den Schwebezustand einzutauschen.
Als Nächstes kräht der Hahn, nicht im Traum, sondern in der alten Wirklichkeit – mein Handy-Wecker: das Abfahrtssignal für meinen Gedankenzug, der fahrbereit wieder auf dem Gleis steht.