Eine Studie der Martin-Luther-Universität Halle will gezeigt haben, dass die Geschlechter beim Sport unterschiedliche Leistungen bringen, je nachdem ob andere zusehen oder nicht. Untersuchungen beim Biathlonwettkampf ergaben: Männer laufen ohne Publikum langsamer als sonst, Frauen schneller.
Das eigentlich Interessante an Studien ist ihre Interpretation, so auch hier: Warum verhalten sich die Geschlechter unterschiedlich? Meine These: Männer sind stärker nach außen orientiert, Frauen stärker nach innen. Männer sind grundsätzlich mehr angewiesen auf externe Beziehungen und reagieren entsprechend auf die Anwesenheit oder das Ausbleiben von Zuschauern. Anwesenheit provoziert ihr Bedürfnis, sich darzustellen und eine möglichst günstige Außenwirkung zu erzielen (Evolutionsbiologen würden dazu Imponiergehabe und Paarungsverhalten assoziieren), wodurch im Endeffekt höhere Leistungen erzielt werden. Frauen hingegen können sich durch die Abwesenheit von Publikum noch stärker als sonst auf sich selbst konzentrieren und kommen dadurch zu besseren Leistungen. Kurz gesagt: Männer brauchen Publikum für ihre beste Performance, Frauen brauchen nur sich selbst. Überspitzt?
Dagegenhalten ließe sich, dass dieselbe Studie beim Schießen zum genau umgekehrten Ergebnis kommt: Männer schießen vor Publikum nämlich schlechter als sonst, Frauen besser. Lässt sich auch dieser Befund mit meiner Theorie herleiten?
Möglicherweise spielt beim Schießen der Faktor Nervosität eine stärkere Rolle als beim Skilaufen. Der entsprechend höhere Leistungsdruck vor Publikum würde dem Schützen demnach eine unruhigere Hand bescheren: er verfehlt vor Zuschauern eher das Ziel als allein. Warum Frauen in dieser Situation besser schießen als ohne Zuschauer, bleibt für mich allerdings offen. Erklärungen willkommen!