Wir zahlen einen Preis – so oder so

Am Anfang kamen mir die Reaktionen auf Corona übertrieben vor, da in manchen Jahren bei uns an der Grippe (Influenza) wesentlich mehr Menschen sterben, ohne dass dies von der Öffentlichkeit groß zur Kenntnis genommen wird. Als ich dann die Entwicklung in Italien sah, änderte ich meine Meinung und fand die Maßnahmen gerechtfertigt: Man muss die Menschen ja schützen und kann sie nicht einfach sterben lassen. Momentan weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr, was ich denken soll: Ich habe Videos aus lombardischen Krankenhäusern gesehen mit weinenden Krankenschwestern, die darüber entscheiden müssen, wer leben darf oder nicht, weil Beatmungsgeräte fehlen. Andererseits weiß ich nicht, was durch diese ganzen restriktiven Maßnahmen alles auf uns zukommt: nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sozial. Während der Quarantäne erkranken Alleinstehende (manche von ihnen werden auch sterben), weil sie keine Außenkontakte mehr haben, manche Ehen und Familien zerbrechen unter dem Druck. Später werden viele ihren Arbeitsplatz verlieren, wieder werden Familien zerbrechen, weil ihnen die wirtschaftliche Grundlage wegbricht, andere werden darüber krank oder nehmen sich sogar das Leben etc.

Ich glaube, wir werden auch für die jetzige Strategie einen sehr hohen Preis zahlen. Nur dass momentan eben niemand weiß, welcher Preis höher ist. Und wer darf darüber entscheiden, wer den Preis zu zahlen hat: die Älteren und gesundheitlich Vorbelasteten oder die gesamte Gesellschaft (von der auch wiederum nicht alle in gleicher Weise betroffen sein werden)?

Wo kommt man heraus, wenn man weder zynisch noch hysterisch sein möchte?