Historisch, beeilt sich die Fernsehmoderatorin zu sagen, sei der Schwenk von Olaf Scholz. Binnen kurzem fiel zusammen mit den Koalitionspartnern die Entscheidung, den Etat der Bundeswehr um 100 Milliarden Euro aufzustocken. In seltenem Schulterschluss stehen (fast) alle Parteien vereint für eine starke Armee, schmolzen jahrzehntealte Widerstände von Rot-Grün dahin. So wenig Sympathien ich sonst für “Die Linke” habe, so ist sie für mich momentan der einzige Lichtblick in diesem nationalen Geschwurbel. Denn soll uns das allen Ernstes als die Lösung verkauft werden? Neue Waffensysteme, die wir im Zweifelsfall nicht einsetzen werden, um nicht einen dritten Weltkrieg zu riskieren? Oder die wir eines Tages dann doch einsetzen, vielleicht sogar zusammen mit Atomwaffen, weil ein Autokrat im Osten oder ein Narzisst im Westen im Zweifelsfall den roten Knopf drückt? Ist das wirklich die Strategie, auf die wir setzen und die wir unseren Kindern und Kindeskindern weitergeben? Fällt uns nach zwei Weltkriegen und zahllosen anderen Kriegen nichts Besseres ein als aufrüsten? Das afghanische Desaster liegt (unverarbeitet) noch kein Jahr zurück, da wird schon wieder militärische Stärke beschworen, als ob damit aktuelle und künftige Probleme zu lösen seien. Gewinnen wird dabei nur die Rüstungsindustrie.